Unbeständigkeit auf beiden Seiten
von De Marivaux Pierre Chamblain
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Die Grundanordnung dieses raffinierten Szenarios: Ein Fürst entführt eine junge Frau in seinen Palast, isoliert sie dort von der Außenwelt und »prüft« die Standfestigkeit ihrer heftigen Liebe zu einem jungen Mann, indem er vorgibt, ihr die Freiheit wiedergeben zu wollen, wenn sie seinen Verführungskünsten nachgibt. Weit über die psychologische Delikatesse der Vorlage hinausgehend treibt der Regisseur sein hervorragendes Schauspielensemble in ein hochpolitisches Spiel: Für die junge Frau ist der Raum, in dem sie gefangen sitzt, ein nach allen vier Seiten ummauertes Zimmer ohne Fenster. Tatsächlich sind Bühne und Zuschauerraum jedoch nur durch eine dünne Glasscheibe getrennt. Immer, wenn der Entführer sein Opfer unbeobachtet studieren will, tritt er vor die Scheibe auf die Seite des Publikums und macht es zu seinem stillen Komplizen. Wie in einem psychologischen Versuchslabor ist die junge Frau den Verhaltensstudien und Manipulationen des Fürsten, seiner Kontrolle und dem Voyeurismus der Zuschauer ausgesetzt. Momente äußerster Intimitätwerden durch diesen feinsinnigen Kunstgriff einer nahezu gewalttätigen Öffentlichkeit ausgesetzt. Der junge russische Regisseur wurde im vergangenen Jahr für diese Inszenierung beim Moskauer Festival Goldene Maske mit dem ersten Preis in der Kategorie »Bestes Kammerspiel« ausgezeichnet.