Bühnenbeschimpfung
von Ben Yishai Sivan
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Der neue Theatertext von Sivan Ben Yishai ist ein gedankliches Triptychon über die Institution. Über ihre Wesensart, ihre Lebensdauer, ihre Auswirkungen, ihre Körper. Bühnenbeschimpfung beginnt genau dort, auf der Bühne, bei den Schauspieler:innen, die in diesem konkreten Moment mit ihren konkreten Körpern das Theater selbst repräsentieren. Sie sind Teil der Institution und ihr dennoch ausgeliefert, ihren eingespielten, subtilen Machtstrukturen, ihrem Selbstverständnis, ihrem Gegenwartsdogma. Im zweiten Teil dreht sich die Perspektive um 180 Grad, in den Zuschauerraum, auf das Publikum als Kollaborateur der Konvention. Warum sitzt er überhaupt hier, in dieser Zwangssynchronisation der Körper und Abläufe, in die Anstrengung der totalen Gegenwart eingespannt. Was hat sie schon alles hinter sich gebracht, um in diesem Saal zu sitzen, nach vorne zu starren und darauf zu warten, dass der Abend endlich beginnt, endlich endet. Im dritten analytischen Anlauf auf die Institution ändert sich der Sprachgestus aufs Neue, jetzt spricht das Theater selbst, sein baulicher Korpus, der längst begonnen hat sich zu zersetzen, sich zur Verfügung zu stellen, um von gänzlich anderem, unerwartetem Leben transformiert zu werden. Für viele Theater war die pandemiebedingte Schließzeit auch eine Möglichkeit des strukturellen Blicks nach innen. Sivan Ben Yishai hakt hier ein, nimmt das Theater als Szenario und Ausgangspunkt, um grundsätzlich über die Institution als gesellschaftliches Machtinstrument nachzudenken. Wir werden in Institutionen geboren, wir verbringen unser Leben in ihnen, wir sterben in ihnen verwahrt. "Bühnenbeschimpfung" ist eine offengelegte Operation am Körper der Institution im Wachzustand. Sie fragt, was es bedeutet, zusammen mit anderen in einer Zeit zu sein, teilzuhaben, ohne sich zu unterwerfen, Gemeinschaft auszuhandeln und auszuhalten. Und was es braucht, damit die Idee der Institution zukunftsfähig wird.